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Schul-Schlussgottesdienst

31.07.2015, St. Wolfgang

Die Geschichte vom Viertelland
(nach Gina Ruck-Pauquèt)

oder:

Wenn aus Fremden Freunde werden

Im Abschlussgottesdienst am 31. Juli 2015 haben uns Kinder aus den vierten Klassen diese Geschichte gelesen

  

und gespielt.

Das Land besteht aus vier Vierteln, deshalb heißt es das Viertelland.

In einem Viertel ist alles grün, 

im zweiten Viertel ist alles rot,

Im dritten Viertel ist alles gelb

und im vierten Viertel ist alles blau

alles, auch die Kinder

Wenn die Kinder geboren werden, sind sie bunt, aber die Erwachsenen schauen sie mit ihren grünen, roten, blauen oder gelben Augen an,


bis sie endlich nur noch eine Farbe haben, die richtige Farbe. Nur Erbs, ein kleiner Junge aus Grün, war mit einem Jahr immer noch ein bisschen bunt, das war beunruhigend. Aber schließlich wurde er doch noch richtig grün.

Im Viertelland brauchen die Kinder nicht zur Schule zu gehen, nur das Wesentlichste müssen sie lernen: Sie lernen, dass nur ihre Farbe richtig, wichtig und gut ist.

In Rot laufen Tag und Nacht Spruchbänder: „Nur Rot ist wahr!“

und dann singen die Kinder das Erdbeermarmeladenlied

 

und werfen Tomaten in den Sonnenuntergang.

In Blau hängen überall Plakate

und die Kinder tanzen den Pflaumentango

und spielen das große Blau-Spiel

In Gelb schreit der Lautsprecher: „Rot, Blau und Grün ist doof! Gelb bleibt gelb!“

und die Kinder begrüßen einander mit „Gelben Tag!“ und singen den Zitronenblues


In Grün steht ein Roboterredner im Park:  „Seid grün!“ ruft er. Einmal hat Erbs ihm ein Stückchen grünen Käse in den Mund
gestopft, das fanden alle Kinder prima.


Die Kinder spielen am liebsten das Kaktusspringen und wünschen sich grüne Wünsche. Nur Erbs bringt es fertig, sich einen roten Punkt zu wünschen  

  

Es ist nur ein winzig kleiner Punkt, aber trotzdem ist es ein Glück, dass die Polizei es nicht weiß.

Eines Tages geschieht etwas Überraschendes: Mitten in Grün wächst eine gelbe Rose

Es ist eine schöne Rose, aber die Leute in Grün verziehen angeekelt das Gesicht und bald haben 35 Polizisten die Rose nieder geschlagen.

Das ist der Tag, an dem Erbs seinen Löffel in den Teller fallen lässt, so dass der Teller zerspringt. Zuerst geschieht weiter nichts, aber in allen Kindern von Viertelland entsteht eine Unruhe und sie laufen zu den Grenzen von Viertelland. Sie blicken
einander stumm an,

dann spuckt Erbs auf die Kreidestrichgrenze und scharrt ein bisschen mit dem Fuß

 

bis die Kreide weg ist. Sofort machen alle Kinder mit, sie spucken und scharren, bis es keine Grenze mehr gibt. Und dann lachen
sie und fassen einander vorsichtig an.

Sie fangen an, miteinander zu spielen, zu singen und zu tanzen. Ganz langsam geschieht es, dass sie aufhören, nur noch eine Farbe zu haben. Jedes Kind bekommt zu seiner Farbe noch alle anderen Farben dazu, bis sie ganz bunt sind. Und weil bunte Kinder selbstbewusster sind, als einfarbige, können die Erwachsenen nichts dagegen tun. Ja, manche Eltern möchten plötzlich selbst auch bunt werden und bemühen sich so sehr, dass sie tatsächlich ein paar andersfarbige Tupfen kriegen.

Aber wirklich bunt sind nur die Kinder.

 

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Diese Aufforderung, die der Apostel Paulus der Gemeinde in Rom ans Herz gelegt hat, hat Herr Janus über seine kurze Ansprache gestellt: Wenn wir es machen wie Jesus, ist es gar nicht schwer. Die Viertelland-Kinder haben es uns vorgemacht: wenn wir uns für den anderen interessieren, versuchen, ihn zu verstehen, neugierig auf den anderen sind und auf ihn zugehen, dann können wir lernen, den anderen so anzunehmen, wie er ist.

Wir danken allen, die auch noch am Gottesdienst mitgewirkt haben:

 

Frau Rosiwal-Faigle und dem Chor,

 

Drittklässer, die Fürbitten formuliert und mit uns gebetet haben

und Herrn Bartel an der Orgel.


Fotos © 2015  D. Härtl